Säuglingsalter:
- Der Körper des anderen Kindes wird erkundet, z.B. Augen, Ohren, Haare
- Ein Gegenstand in der Hand des anderen Kindes wird interessanter als ein „freier“ Gegenstand → Gegenstand wird aus der Hand des anderen Kindes genommen.
- Es treten bereits Nachahmungsspiele auf: Kinder machen gegenseitig Handlungen der anderen Kinder nach
Ab ca. 1 Jahr:
- Gegenstände werden gezielt aus der Hand von anderen Kindern genommen, weil die Gegenstände selbst so attraktiv sind. An der Reaktion des anderen Kindes merken die Kinder, dass das andere Kind existiert.
- Die Kinder verstehen, dass andere Kinder keine Gegenstände sind.
- Das Nachahmen der anderer Kinder wird zum „Nebeneinander-Spielen“ und ist im Prozess der Selbsterkenntnis ein wichtiger Schritt.
- Das Kind entdeckt im anderen Kind eine Person, die ihm ähnlich, aber nicht gleich ist und mit der es gemeinsame Handlungen ausüben kann.
- Das Weinen anderer Kinder löst zum Teil heftige Emotionen hervor.
- Versteckspiele mit anderen Kindern sowie das Spielen des Anbietens und Annehmens weisen darauf hin, dass schon eine Unterscheidung zwischen „ich“ und „Nicht ich“ stattgefunden hat.
→ „Die Interaktionen des Kinder entwickeln und entfalten sich parallel zum Erwachen ihres „Ich-Bewußtseins“ … Schrittweise lernen sie, mit Konflikten umzugehen“ (Aus: Pikler Institut Budapest, Säuglinge und Kleinkinder untereinander – Beschreibung zum Film)
→ Konflikte unter Kindern haben nichts mit „Ärgern“ oder „Wegnehmen“ zu tun: die Kinder wissen meist noch nicht, dass z.B. der Gegenstand in der Hand eines anderen Kindes diesem anderen Kind „gehört“
→ Konflikte können vermieden/verringert werden, wenn „genug von allem“ da ist. Wenn sich z.B. zwei Kinder um einen Ball streiten, kann man den Kindern einen weiteren Ball anbieten.
→ Empathie setzt voraus, dass das Ich-Bewußtseins schon vorherrscht. Auch wenn manche Kinder bereits im Alter von 1,5 bis 2 Jahren schon Empathie zeigen, können die Erwachsenen nicht von dem Kind erwarten, dass sie Empathie für andere Kinder aufbringen. Daher kann es auch nicht sinnvoll sein von den Kindern zu verlangen, dass sie sich entschuldigen, wenn sie einem anderen Kind wehgetan haben o.ä.
→ Ein Eingreifen in Konflikte sollte nach Möglichkeit vermieden werden, um den Kindern die Möglichkeit zu geben, die Konflikte selbst zu lösen. Sobald es aber „handgreiflich“ wird und ein Kind sichtbar leidet, sollte der Konflikt unterbrochen und die Kinder ggfs. voneinander getrennt werden.
Nach dieser Trennung muss mit beiden Kindern gesprochen werden, um ihnen zu spiegeln, was geschehen ist.
→ Wenn Kinder anderen wehgetan haben, sollten sie darauf hingewiesen werden, dass das Weinen der anderen Kinder eine Reaktion auf ihre Handlung ist, Sie sollten dabei nicht gemaßregelt/moralisch zurechtgewiesen werden, sondern sie sollten nur aufmerksam darauf gemacht werden, dass ihr Verhalten Reaktionen auslöst und dass sie z.B. nicht an den Haaren ziehen dürfen. Immer sollte den Kindern eine Alternative angeboten werden, z.B. auf den Boden klopfen, in die Puppe beißen, einen Ball werfen …
(Vgl. Film: Pikler Institut Budapest, Säuglinge und Kleinkinder untereinander, Budapest 2009; Buch: Anna Tardos, Anja Werner, Ich Du und Wir. Frühes Soziales Lernen in Familien und Krippe, Berlin 2015)
Bildquellen
- Wem gehört die Rassel?: Bildrechte beim Autor
- Spielende Kinder: Bildrechte beim Autor